Zeichen gegen das Vergessen

Die Mansfeld-Schule putzt Stolpersteine in Bochum

Bochum. Engagement für die Erinnerungskultur und gelebte Geschichtsbildung: Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Mansfeld-Schule Bochum hat sich aktiv an der stadtweiten Stolpersteinputzaktion beteiligt. Initiiert vom Kommunalen Integrationszentrum und dem Kinder- und Jugendring, sorgten die fleißigen Hände dafür, dass die Gedenksteine für NS-Opfer in Bochum wieder im Sonnenlicht glänzen und gut lesbar sind.
Die „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig erinnern an den letzten selbstgewählten Wohnorten an Menschen, die im Faschismus verfolgt und ermordet wurden. Sie sind ein wichtiges Mahnmal in unserem Stadtbild.

Mehr als nur Putzen: Auseinandersetzung mit Schicksalen

Die Schülerinnen und Schüler der Mansfeld-Schule leisteten bei der Aktion einen wertvollen Beitrag. Ihr Engagement ging dabei weit über die bloße Reinigung hinaus. Bevor Schrubber und Putzmittel zum Einsatz kamen, setzten sich die Jugendlichen intensiv mit den Biografien und dem Schicksal der Menschen auseinander, deren Andenken sie pflegten.
Besondere Aufmerksamkeit widmete die Gruppe den Gedenksteinen von Dr. Otto Ruer, der Familie Rosenberg und der Familie Lindau. Außerdem lag ein besonderes Augenmerk auf dem Stolperstein von Theodor Welbhoff, der 2020 durch Schülerinnen und Schüler der Mansfeld-Schule eingeweiht wurde.

Die Geschichten hinter dem Glanz

Die Schülerinnen und Schüler reinigten unter anderem die Stolpersteine von Albert Rosenberg und seiner Frau Emilie Rosenberg. Das Ehepaar wohnte zuletzt in der Neustraße 17 in Bochum, bevor sie im April 1942 vom Sammellager Dortmund in das Ghetto Zamość in Polen deportiert und dort ermordet wurden. Dr. Otto Ruer wurde am 05.01.1879 in Münster geboren und war von 1925-1933 Oberbürgermeister der Stadt Bochum. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde er durch die Nationalsozialisten diffamiert und nahm sich am 29.07.1933 aus Angst vor weiterer Verfolgung das Leben. Theodor Welbhoff wurde am 16.02.1916 in Bochum geboren. Er war in seinem Leben in Erziehungsheimen und Kliniken und Anstalten wegen psychischen Krankheiten untergebracht. Er wurde im Zuge der „Aktion T4“ in der Tötungsanstalt Hadamar am 19.08.1941 ermordet. Die persönliche Auseinandersetzung machte die schreckliche Geschichte des Nationalsozialismus greifbar. Die Jugendlichen erfuhren, dass die Verbrechen des Faschismus nicht nur abstrakte Zahlen, sondern furchtbare Schicksale unserer ehemaligen Nachbarn waren. 

Ein wichtiges Signal

Die erfolgreiche Reinigung aller 374 Stolpersteine und der vier Stolperschwellen in Bochum war ein Gemeinschaftserfolg. Die Mansfeld-Schule ist stolz darauf, Teil dieses Projekts gewesen zu sein.
Das Engagement der Schülerinnen und Schüler ist ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen, für Toleranz und für eine lebendige Erinnerungskultur. Indem sie die Steine zum Glänzen brachten, haben sie die Erinnerung an die Opfer wieder in den Fokus gerückt.

Ein großes Dankeschön an alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler für diesen wertvollen Einsatz!

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